Jaipur

Von einem Maharadscha am Reißbrett entworfen ist Jaipur für Indien eher untypisch. Eine Altstadt, die in Quadraten angeordnet ist und deren Gebäude rosa angestrichen sind. Darüber thront das gewaltige Fort Amber, in dem man heute noch spüren kann, wie prachtvoll und luxuriös das Leben für die einstigen Herrscher Indiens gewesen sein muss.

Es war ein perfekter Morgen. Eine klare, frische Luft, ein strahlend blauer Himmel und Sonne. Wie ein schöner Frühlingsmorgen in Deutschland. Auch heute wurde mir ein Reiseleiter zur Seite gestellt und zum dritten Mal jemand, der Deutsch sprach. Wie alle bisher erzählte auch er mir, dass er nie einen Sprachkurs besucht hat. Im Laufe der Jahre hat er seine Deutschkenntnisse autodidaktisch durch die Zusammenarbeit mit Touristen erworben. Was dabei bis heute rausgekommen ist, ist ein faszinierender Sprachmix aus Worten sämtlicher Dialekte, die das Deutsche aufzubieten hat. In einem Satz fanden nicht selten bayerische, schweizerdeutsche und österreichische Begriffe ihren Platz und führten bei mir vor lauter Faszination fast zu Konzentrationsschwierigkeiten.

Das Wahrzeichen Jaipurs war unsere erste Station des heutigen Tages. Den Palast der Winde hatte ich schon oft im Fernsehen gesehen. Die davor liegende Hauptverkehrsstraße eher nicht. Meine Fantasie hat diesen Palast immer freistehend an einem wüstenähnlichen Ort gesehen und nicht als Teil einer ganz normalen Häuserzeile.

Das Hawa Mahal – so der indische Name – ist auch kein klassischer Palast, sondern diente als Sichtschutz für die Frauen des Maharadschas. Von dort aus konnten sie durch 953 vergitterte Fenster das Treiben auf den Straßen, wie zum Beispiel Festumzüge, beobachten, ohne selbst gesehen zu werden.

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Bevor der Maharadscha Jai Singh II. seinen Sitz in die von ihm entworfene Stadt Jaipur verlegte wurde vom etwa 11 Kilometer entfernten Fort Amber aus regiert. Amber war früher eine eigene Stadt, gehört aber inzwischen zu Jaipur.

Das Fort Amber ist eine mächtige Palastanlage, unübersehbar oberhalb der Stadt gelegen. Sie diente als Festung gegen feindliche Angriffe. Über die Berge um die Stadt zieht sich noch beeindruckend die ehemalige Stadtmauer.

Im Inneren kann man durch Spiegelsäle, Gärten, Badebecken, hochwertigen Marmor und kunstvolle Fresken heute noch erahnen, wie prachtvoll und luxuriös das Leben der damaligen Herrscher gewesen sein muss.

Beim Aufstieg zum Fort half mir Elefant ‘Shiva’. DSCN7981 DSCN7981b

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Die alte Stadtmauer zieht sich noch über die Berge
Die alte Stadtmauer zieht sich noch über die Berge
Haupteingang zum Maharadscha Palast
Haupteingang zum Maharadscha Palast
Der beeindruckende Spiegelsaal
Der beeindruckende Spiegelsaal

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Das Wasserschloss diente als Sommerresidenz
Das Wasserschloss diente als Sommerresidenz

Stadtgründer Maharadscha Jai Singh II. war begeisterter Astrologe und ließ in der Mitte von Jaipur das große Freiluftobservatorium Jantar Mantar errichten. Eine unerwartete Überraschung auf meiner heutigen Tour. Die Anlage wurde um 1730 errichtet und gehört heute zum UNESCO Weltkulturerbe. An verschiedenen Instrumenten kann man die Zeit ablesen, astronomische Beobachtungen machen und, auch heute noch sehr wichtig für die Inder, Horoskope erstellen.

Die Samrat Jantar ist mit 27 Metern Höhe die größte Sonnenuhr der Welt, auf deren Skala man die Zeit mit einer Genauigkeit von 2 Sekunden ablesen kann.

Eine größere Sonnenuhr
Eine größere Sonnenuhr
Der Schatten zeigt auf 20 Sekunden genau an
Der Schatten zeigt auf 20 Sekunden genau an

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Dieses Instrument weist die Blickrichtung zum Polarstern
Dieses Instrument weist die Blickrichtung zum Polarstern

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Über dieses Instrument ist ein Anzeiger gespannt, der einen Schatten wirft...
Über dieses Instrument ist ein Anzeiger gespannt, der einen Schatten wirft…
...den man hauptsächlich zur Erstellung von Horoskopen ausgewertet hat
…den man hauptsächlich zur Erstellung von Horoskopen ausgewertet hat

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Die größte Sonnenuhr der Welt ist 27 Meter hoch...
Die größte Sonnenuhr der Welt ist 27 Meter hoch…
...und wirft einen Schatten der die Zeit auf 2 Sekunden genau anzeigt
…und wirft einen Schatten der die Zeit auf 2 Sekunden genau anzeigt

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Im Stadtpalast von Jaipur wurde eine Hochzeit vorbereitet. Er ist immer noch bewohnt von den Nachfahrern der Maharadschas. Mit der Unabhängigkeit Indiens im Jahre 1947 verloren die Maharadschas ihre Herrschaft. Aus ihren Fürstentümern wurden Bundesstaaten und 1971 wurden sämtliche Adelstitel und Privilegien abgeschafft.

Damals mussten sie ungefähr die Hälfte ihres Vermögens an den Staat übergeben. Mit der anderen Hälfte lässt es sich jedoch weiterhin – im wahrsten Sinne des Wortes – fürstlich leben. Allein für diese Hochzeit soll angeblich ein Mietpreis für 35.000 Euro fällig sein. Pro Tag.

Diverse Museen im Inneren des Palastes zeigten Portraits und Gewänder früherer Herrscher. Fotografieren unter Androhung von Geldstrafen strengstens verboten.

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Vorbereitungen für eine Hochzeit
Vorbereitungen für eine Hochzeit
Im hinteren Palast wohnen die Nachfahren der Maharadschas
Im hinteren Palast wohnen die Nachfahren der Maharadschas
Der Pfau ist das Nationaltier von Indien
Der Pfau ist das Nationaltier von Indien

“Was bedeutet Frauenzimmer?”, fragte mich mein Guide. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich war auf die Frage nicht vorbereitet. “Wieso?”, frage ich. Er erzählt mir, dass er gerade ein Buch liest, dass ein Tourist ihm mal vor 30 Jahren geschenkt habe. Und dass er dieses Wort noch nie gehört hätte. Ich versuche ihm zu erklären, dass das Wort heute kaum noch benutzt wird. Aber schon kommt er mit dem nächsten um die Ecke. “Was ist ein Flittchen?”

Ich freue mich immer, wenn ich helfen kann…

5 Gedanken zu „Jaipur“

  1. Am Ende deines Erlebnisberichtes musste ich doch etwas schmunzeln über die Fragen deines Reiseführers, hoffe du konntest ihm die Begriffe verdeutlichen……..

    Es macht mir echt Spaß deine Berichte zu lesen.

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